Man begegnet ihnen auf der Straße, im Internet und am Telefon. Ständig perfektionieren Betrüger ihre Strategien. Dazu gehört auch, dass sie sich auf einen ganz bestimmten Personenkreis konzentrieren. Überdurchschnittlich häufig haben Telefonbetrüger Senioren im Visier. Die Täter nutzen nicht nur die Gutgläubigkeit, sondern auch die Gutmütigkeit ihrer Mitmenschen aus, um an Geld zu kommen - leider zu oft mit Erfolg. Vier Strategien sind bei Telefonbetrügern besonders verbreitet.
Beim sogenannten Enkeltrick rufen die Betrüger ältere Menschen an und geben sich als deren Enkel aus. Grund für den Anruf ist immer, dass der besagte Enkel in finanziellen Schwierigkeiten steckt – sei es wegen eines Unfalls oder eines dringend notwendigen Wohnungskaufes. In der Regel fordern die Betrüger Summen im vier- oder sogar fünfstelligen Bereich. Weil er im Krankenhaus liegt oder anderweitig verhindert ist, kann der „Enkel“ allerdings nicht selbst vorbeikommen und schickt einen Freund oder eine Freundin vorbei, um das Geld abzuholen. Dieses sehen die meisten nie wieder.
Eine andere Strategie der Betrüger ist der oder die falsche Polizeibeamtin. Der Anrufer gibt sich als Polizist aus und erkundigt sich nach Wertsachen in der Wohnung – zum Beispiel Bargeld, Schmuck oder Sparbüchern. Diese sollen von einem Kollegen entgegengenommen werden, weil in der Nachbarschaft oder im Haus selbst zu Einbrüchen, Betrug oder Diebstahl ermittelt wird. Der angebliche Beamte, der nach dem Anruf vor Ort erscheint, trägt uniformähnliche Kleidung und will die Wertgegenstände untersuchen oder zur Sicherung mitnehmen. Auch dieser Trick hat häufig Erfolg, insbesondere seit einige Betrüger die Rufnummernanzeige manipulieren, sodass auf dem Display die 110 oder die Telefonnummer der lokalen Polizeibehörde erscheint.
Mal ist es der Stromableser, mal der Schornsteinfeger, ein neuer Mitarbeiter der Hausverwaltung oder ein Angestellter der Stadtwerke. Sie rufen an, melden einen Termin zur Überprüfung beschädigter Wasserleitungen oder ähnliches und stehen kurz darauf vor der Tür. "Wenn Sie mich jetzt nicht reinlassen, kann ich gerne wiederkommen, das kostet Sie dann aber Geld", wird dann gerne behauptet. Einmal in der Wohnung, beschäftigt der Betrüger den Bewohner mit irgendeiner Tätigkeit und lässt bei einem kleinen Rundgang unbemerkt den ein oder anderen Wertgegenstand oder herumliegendes Bargeld mitgehen.
Ähnliche Situationen ereignen sich auch ohne telefonische Vorankündigung. Jemand klingelt an der Tür und bittet um ein Glas Wasser, Zettel und Stift, Toilettenbenutzung oder ein dringend notwendiges Telefonat. Ob der oder die Fremde ehrlich ist, ist manchmal schwer zu beurteilen. Grundsätzlich sollte natürlich niemandem Hilfe verwehrt werden, aber in die eigene Wohnung muss man Unbekannte nicht lassen.
Der Schock-Anruf ist eine besonders gemeine Strategie, denn sie spielt mit unseren größten Ängsten: dass einem uns nahestehenden Menschen etwas Schlimmes passiert ist. Die Betrüger haben es dabei vor allem auf Personen abgesehen, die Familie im (osteuropäischen) Ausland haben. Am Telefon erzählen sie, dass ein Verwandter entweder einen schweren Unfall hatte und dringend Geld für die Behandlung benötigt oder dass er beispielsweise in einen Unfall verwickelt war und nun in Haft sitzt. Für die Freilassung braucht es schnellstmöglich eine Kaution. Das Geld wird wie auch beim Enkeltrick von angeblichen Freunden abgeholt und taucht in der Regel nie wieder auf.
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie sind Betrüger weiterhin aktiv. Sie geben sich als Enkel oder Verwandte aus, welche beispielsweise aufgrund einer Corona-Erkrankung auf einer Intensivstation liegen und dringend Geld für Medikamente brauchen.
Für die meisten Telefonbetrüger gilt: Sie sind geschickte Anrufer. Oft sprechen sie ruhig und freundlich, akzentfreies Deutsch, sind höflich, seriös – und hartnäckig. Sie zielen oft auf ältere Personen ab und unter den Opfern sind mehr Frauen als Männer. Da die Ermittlung der Betrüger sehr schwierig ist, setzt die Polizei vor allem auf Prävention. Sprechen Sie mit Bekannten und Familienangehörigen, die zur Zielgruppe der Betrüger gehören, und warnen Sie sie vor den verschiedenen Strategien der Betrüger.
Sollten Sie selbst betroffen sein, beachten Sie folgendes:
- Geben Sie Fremden (am Telefon) keine persönlichen Informationen über finanzielle oder familiäre Verhältnisse.
- Lassen Sie nur von der Hausverwaltung angekündigte oder selbst bestellte Handwerker ins Haus.
- Überprüfen Sie Dienstausweise genau oder vergewissern Sie sich durch eine Abfrage bei der jeweiligen Behörde über die Rechtmäßigkeit des Besuches.
- Schließen Sie die Tür, bevor Sie einem Bittsteller ein Glas Wasser oder ähnliches bringen.
- Beenden Sie sonderbare Telefonate und verständigen Sie in allen Fällen die Polizei unter 110.
Und falls die Betrüger doch erfolgreich waren, schämen Sie sich nicht, sondern melden Sie es der Polizei und reden Sie mit anderen darüber. Nur so kann den Tätern das Handwerk gelegt werden.