Vor 23 Jahren geschah in Grevenbroich-Hermmerden ein bis heute unvergessenes Verbrechen. Die damals elfjährige Claudia Ruf wurde entführt und kurze Zeit später ermordet an einem Feld aufgefunden. Trotz intensiven Ermittlungen durch die Polizei Bonn und Neuss konnte all die Jahre kein Täter ermittelt werden.
Der 11. Mai 1996
Am Samstag, dem 11. Mai 1996, ging die zu diesem Zeitpunkt elfjährige Claudia Ruf gegen 18:15 Uhr zusammen mit ihrem Nachbarshund in ihrem Wohnort Grevenbroich-Hemmerden spazieren. Als der Hund um 18:50 Uhr alleine zurückkehrte, wurden von ihren Eltern und Nachbarn sofort umfangreiche Suchmaßnahmen eingeleitet. Diese wurden durch die örtliche und überörtliche Polizei verstärkt. Über 100 Polizeibeamten und -beamtinnen waren bei diesem Einsatz beteiligt. Die veranlassten Suchmaßnahmen wurden durch die Polizei bis spät in die Nacht fortgesetzt und im Laufe des Sonntagmorgens durch zusätzliche Kräfte der Einsatzhundertschaft verstärkt. Alle durchgeführten Suchmaßnahmen blieben erfolglos.
Der Fund der Leiche
Am Montag, den 13. Mai 1996, fand ein Spaziergänger im circa 70 km entfernten Euskirchen-Oberwichterich die Leiche eines Kindes. Diese wurde auf einem Wirtschaftsweg zwischen den Ortschaften Euskirchen-Oberwichterich und Zülpich-Wichterich entdeckt. Aufgrund der Nähe zu dem Vermisstenfall von Claudia Ruf wurden umgehend Kriminalbeamte und -beamtinnen der Polizei Neuss zu dem Fundort entsandt. Diese stellen fest, dass es sich um die Vermisste handelt und ihr Leichnam auf dem Feldweg mit Benzin übergossen und anschließend angezündet wurde.
Die Wiederaufnahme des Falles
Das Verfahren, bei welchem es bis heute trotz unterschiedlichster Ermittlungen zu keiner Anklage kam, wurde durch die Profiler der Operativen Fallanalyse des Landeskriminalamtes NRW und den Mordermittlerinnen und -ermittlern aus Bonn und Neuss neu bewertet.
Diese Fälle werden allgemein als Cold Cases bezeichnet. Sie werden häufig auch Jahre später noch erneut aufgegriffen und intensiviert bearbeitet – ein Thema, welches auch häufig von der Unterhaltungsindustrie aufgenommen wird, wenn auch oftmals falsch dargestellt. Aufgrund der nicht vorhandenen Verjährungsfrist ist dies besonders bei Mordfällen häufig der Fall.
Durch erfolgsversprechende neue Möglichkeiten der Analyse und Auswertung von gesicherten DNA-Spuren und Gesetzesänderungen kann es heute zu neuen Ermittlungsansätzen kommen. Hinzu kommen neue Erkenntnisse über typische Täterprofile. Im Falle Claudia Ruf ist insbesondere eine im Jahr 2004 vom Bundeskriminalamt durchgeführte Projektarbeit ausschlaggebend, die sich mit dem geografischen Verhalten fremder Täter bei sexuellen Gewaltdelikten befasst hat.
Grevenbroich-Hemmerden
Bei der Ortschaft Hemmerden handelt es sich um den Wohnort der damals elfjährigen Claudia Ruf. Insgesamt verzeichnet sie etwa 2500 Einwohner.
Euskirchen-Oberwichterich
Das südlich von Grevenbroich gelegene Euskirchen-Oberwichterich wurde als Fundort der Leiche von Claudia Ruf bekannt gegeben. Sie wurde am 13.05.1996 an einem der umliegenden Felder des Ortes entdeckt.
Der etwa 300 Einwohner starke Ort wurde damals wie heute durch eine landschaftliche Nutzung geprägt. Rund um den kleinen Stadtkern befinden sich zahlreiche Anbauflächen. Im Gegensatz zu den umliegenden größeren Städten wurden nur kleine Flächen versiegelt.
Zum Zeitpunkt des Entdeckens der Leiche wurde durch die regionalen Bauern hauptsächlich Raps, Weizen und Gerste angepflanzt. Diese drei Pflanzenarten stellten 1996 den größten Anteil der Nutzpflanzen auf den Feldern dar. Zusätzlich wurden Ackerbohnen, Druscherbsen und Futterbohnen angebaut. Des Weiteren gab es zu diesem Zeitpunkt mehrere Gemüsebauern, die die Felder rund um Oberwichterich mit diversen Gemüsesorten bepflanzten. Durch die hohe Anzahl der Felder boten sich dem Täter daher viele Möglichkeiten, sich der Leiche zu entledigen.
Eine weitere Besonderheit Euskirchen-Oberwichterichs sind die zwei wichtigen Verkehrsstraßen L264 und L61, die zusätzlich die Hauptdurchgangsstraße zum Ort darstellt. Ganz in der Nähe befindet sich zudem die Autobahnausfahrt Euskirchen der A1.
Die Landstraßen und insbesondere die Autobahn wurden bereits damals zu jeder Tageszeit stark befahren.