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Kriminelle nutzen Callcenter im Ausland für Taten in Dortmund: Polizei warnt vor Schockanrufen auch mit Corona-Bezug
Die Dortmunder Polizei warnt aufgrund einer aktuell hohen Zahl von Trickbetrugs-Versuchen am Telefon mit auch vollendeten Taten wiederholt vor Betrugsbanden, die vor allem Seniorinnen und Senioren unter Druck setzen, in dem sie eine Notlage vortäuschen. So auch in diesem Fall mit Bezug zur aktuellen Corona-Lage:
PLZ
44309
Polizei Dortmund
Polizei Dortmund

"Mama - ich habe Corona. Ich bin im Krankenhaus und brauche 10.000 Euro für den Arzt."

Mit diesen Worten setzte eine unbekannte Frau am Mittwochnachmittag (17.11.2021) eine Seniorin aus Dortmund-Brackel unter Druck. Bei der 80-Jährigen schellte gegen 17 Uhr das Telefon. Die Anruferin täuschte vor, die Tochter der Seniorin zur sein. Ihr gehe es nicht gut. Sie liege mit Corona im Krankenhaus und benötige für die Behandlung mit einem teuren Medikament sofort 10.000 Euro.

Die Seniorin gab an, nicht so viel Geld zu besitzen. In mehreren Telefongesprächen vereinbarte sie mit der angeblichen Tochter schließlich die Übergabe eines geringeren Geldbetrags sowie ihres Schmucks. Da die Behandlung dringend sei, müsse alles sehr schnell gehen, hieß es. Gegen 18 Uhr kam es dann nach der Aufforderung am Telefon schließlich vor der Haustür zur Übergabe von Geld und Schmuck an eine unbekannte Frau - die Abholerin der Beute.

Die Tatverdächtige ist 20 bis 30 Jahre alt, etwa 1,50 Meter groß, hat eine zierliche Statur und dunkle Augen. Sie trug schwarze Kleidung, eine schwarze Kopfbedeckung und einen schwarzen Mundschutz. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise auf die Tatverdächtige an die Kriminalwache unter Tel. 0231/132 7441.

Vor dem Hintergrund auch dieser Tat warnt der Erste Kriminalhauptkommissar Dietmar Rumpf vor international organisierten Banden, die ihre Opfer u.a. mit "Schockanrufen" oder anderen frei erfundenen Geschichten zur Sicherung von Vermögenswerten durch falsche Polizeibeamte unter Druck setzen und geschickt manipulieren. Die Kriminalpolizei ermittelt in diesen Fällen wegen Bandenbetrugs. Häufig arbeiten die Täter in eigens für diese Delikte in Polen und in der Türkei eingerichteten "Callcentern".

Von dort aus erfolgen die Anrufe bei den potenziellen Opfern - und von dort aus werden die Abholerinnen und Abholer gesteuert, die lokal für die Übergabe von Geld, Schmuck oder anderen Wertgegenständen eingesetzt werden. Das sind dann die Privatanschriften der Opfer oder andere Orte.

Wie mehrfach berichtet, stellten sich die Tätergruppen bei den Anrufen als Polizisten, Wasserwerker oder auch Angehörige vor. Akzentfrei sprechen sie über eine akute Notlage, wie in dem angeblichen Corona-Fall am Mittwoch in Dortmund. Dabei erzeugen sie durch hinterlistige Manipulation so viel Druck, dass ältere Menschen, in deren Leben die Hilfsbereitschaft immer selbstverständlich war, bereitwillig und kurzfristig hohe Werte zusammentragen, um zum Beispiel die eigenen erwachsenen Kinder aus einer teils lebensbedrohlichen Notlage zu befreien. Auffällig ist, dass die Tätergruppen den Telefonkontakt möglichst lange halten wollen, um nicht die Kontrolle zu verlieren.

Die Täter täuschen nicht nur eine Notlage vor. Sie bieten immer auch eine Lösung an - die eben Geld kostet.

"Wir brauchen noch mehr Sensibilität. Wir brauchen noch mehr Öffentlichkeit", sagt der Erste Kriminalhauptkommissar Dietmar Rumpf vor dem Hintergrund täglicher Anrufe aus den Callcentern der Kriminellen. Deshalb bittet die Polizei Angehörige und andere vertraute Personen darum, als Multiplikatoren zu wirken und das Vertrauensverhältnis zu Seniorinnen und Senioren für eine individuelle Vorsorge zu nutzen.

Eine wichtige Botschaft lautet: Bei Schockanrufen mit Notlagen die Ruhe bewahren und das Telefongespräch sofort beenden. Darüber hinaus wichtig: Nicht auf Geldforderungen eingehen. Angehörige oder andere Vertraute sollten ältere Menschen also "stark" machen und Selbstvertrauen aufbauen, denn es ist nicht unhöflich, in solchen Fällen ein sofort Telefongespräch zu beenden - genau das ist der Kontrollverlust, der für die Täterinnen und Täter die Tat unmöglich macht.

Außerdem: Eine Kontaktaufnahme zu Angehörigen sollte nur unter bereits bekannten Rufnummern erfolgen.

Das Kriminalkommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz weist zusätzlich auf eine Möglichkeit hin, unerwünschte Anrufe mit technischen Telefonfiltern zu unterdrücken: Dabei filtert ein kleines Gerät unbekannte Rufnummern heraus. Individuell einzugebende Rufnummern von Angehörigen, Freunden, Pflegediensten, Arztpraxen etc. hingegen stellt das Gerät durch.

Auch darüber informieren die Opferschutz-Spezialisten Indra Naskar und Markus Schettke unter Tel. 0231/132 7950. Darauf gehen sie auch in ihrem nächsten Video-Vortrag am 2. Dezember 2021 (ab 17 Uhr online) ein. Link-Anforderung unter vorbeugung.dortmund [at] polizei.nrw.de (vorbeugung[dot]dortmund[at]polizei[dot]nrw[dot]de)

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