Nach einem Jahr intensiver Zusammenarbeit mit drei InklusionsGuides des Hildegardis-Vereins stellt die Polizei Bonn positive Veränderungen fest: Die Arbeitskultur und insbesondere auch die Stellenausschreibungen seien viel inklusiver geworden, freut sich Christoph Schneider als zuständiger Personalverantwortlicher der Bonner Polizei bei der Abschlussveranstaltung am Mittwoch im Polizeipräsidium. Projektbeteiligte der Polizei, die InklusionsGuides - Studentinnen und Akademikerinnen mit Behinderung - und Mitarbeiterinnen des Hildegardis-Vereins, der das Projekt ins Leben gerufen hatte, kamen zusammen, um sich über die Erfolge auszutauschen.
Das Projekt InklusionsGuides hilft Probleme zu lösen, die eine Studie der Aktion Mensch zur Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt [aktion-mensch.de] im Jahr 2021 aufzeigte: Eine zu wenig inklusive Arbeitswelt mit Stellenausschreibungen und einer Bildsprache, die vor allem Frauen mit Behinderung nicht ansprechen. "Kompetente Frauen mit Schwerbehinderung, die für den Arbeitsmarkt bereitstehen und Unternehmen, die dringend Fachkräfte suchen, kommen oft nicht zusammen. Diese Brücke bauen wir in unserem Projekt," erklärte die Geschäftsführerin des Hildegardis-Vereins, Birgit Mock. "Zusammen mit der Aktion Mensch, den Guides und der Polizei Bonn sind wir ermutigende Schritte gegangen und haben erlebt, dass Vielfalt eine Bereicherung ist."
Polizeipräsident Frank Hoever zeigte beim Gespräch im Präsidium die Veränderungen im vergangenen Jahr bei der Polizei Bonn auf: "Unsere Stellenausschreibungen sind dank der gemeinsamen Überarbeitung mit den InklusionsGuides ansprechender, barrierefrei und moderner geworden. Wir haben gelernt, bei persönlichen Bedarfen frühzeitiger im Bewerbungsverfahren zu unterstützen." Auch nach dem Jahr mit den Guides werde man intensiv am Thema Inklusion weiterarbeiten, fügte er hinzu. "Bisher ist wenig bekannt, dass die Polizei nicht nur Arbeitgeber für sportliche, körperlich fitte Menschen ist, sondern daneben auch weitere attraktive Arbeitsangebote für Menschen mit und ohne Behinderung bietet. Dies konnten wir bereits jetzt mit dem Projekt des Hildegardis-Vereins stärker bekannt machen."
Auch die Guides berichteten, dass sie sich in der Projektlaufzeit weiterentwickeln und ihre Expertise als Frauen mit Behinderung einbringen konnten. Informatik-Studentin Jessica Maranon zufolge zeigt das Projekt, welche Veränderungen möglich seien, wenn Menschen mit dem Ziel Inklusion zusammenkommen. "Ich habe mit den anderen Guides eingebracht, wie die Website der Polizei Bonn barrierefrei werden kann," nennt sie als Beispiel. Journalistin Nina Odenius sagt, dass sie ihre Expertise an die Behörde weitergeben konnte und selbst spannende Einblicke in den gesamten Bewerbungsprozess bei der Polizei erhalten habe und ihn von der Stellenkonzeption bis zum Vorstellungsgespräch begleiten durfte. Die Jura-Studentin Julia Oedekoven ergänzt: "Diese Einblicke in die Polizeiarbeit und die Vernetzung-Möglichkeiten wären mir ohne das Projekt vom Hildegardis-Verein verwehrt geblieben."
Info zum Projekt
"InklusionsGuides", das sind mehr als 20 Studentinnen und Akademikerinnen mit Behinderung, die im gleichnamigen Projekt des Hildegardis-Vereins ein Jahr lang mehrere Unternehmen und Institutionen beraten, um dort eine inklusivere Arbeitskultur zu schaffen und dabei Frauen mit Behinderung gezielt in den Blick zu nehmen. Bei ihren Treffen mit jobvalley, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Universität des Saarlandes, dem SV Werder Bremen sowie der Polizei Bonn haben die Guides der ersten Runde Stellenausschreibungen überarbeitet, Bewerbungsprozesse evaluiert und über flexible Arbeitszeitmodelle gesprochen. Im Laufe des von der Aktion Mensch und der BNP ParibasStiftung geförderten Projekts (2022-2024) gibt es zwei Durchgänge. An der zweiten Runde von InklusionsGuides nehmen seit September 2023 die Stadt Bonn, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die europäische Großbank BNP Paribas, der Landesverband Niedersachsen des Sozialverbands Deutschland sowie der Personaldienstleister Adecco teil. Das Projekt soll im Anschluss mit interessierten Unternehmen und Guides fortgeführt werden. Eine Vorstellung des Projekts gibt es auch unter "Gute Beispiele" bei inklusion.de.